Marburger Appell zur „Zukunftsfähigen Berufsschule“ Hessen

Für Transparenz und Beteiligung

Zur Zeit sind Vertreter:innen des Hessischen Kultusministeriums in den beruflichen Schulen in Hessen unterwegs und nehmen im Rahmen des sogenannten Programms „Zukunftsfähige Berufsschule“ Bestandsaufnahmen und Gespräche an den einzelnen Berufsschulstandorten vor. Hintergrund ist der Entwurf eines neuen Standortkonzeptes für die duale Bildung in Hessen, das ab 2026 gelten soll. Das Land plant in Schulen, die nicht mehr ausreichende Schülerzahlen zu einzelnen Ausbildungsberufen erreichen, Angebote abzuschaffen und durch regionale Bündelungen in Landes- oder Bundesfachklassen zu ersetzen. Berufsschulen sollen zukünftig noch stärker als bisher thematische Schwerpunkte bilden.
Grundsätzlich ist das Anliegen des Landes angesichts zunehmender Spezialisierung bei den Ausbildungsberufen und rückläufigen Auszubildendenzahlen verständlich, warum allerdings in diesen Prozess weder die Vertretungen der Betriebe noch Auszubildende und die Personalvertretungen der Schulen einbezogen werden, ist nicht nachvollziehbar.
Die Personalvertretungen der hessischen Lehrkräfte versuchen seit längerem an diesen Prozess beteiligt zu werden, aber weder auf der Ebene des Hauptpersonalrats, noch der Gesamtpersonalräte der Schulamtsbezirke oder der örtlichen Personalräte der einzelnen beruflichen Schulen ermöglicht das Ministerium eine Beteiligung an den Gesprächen. Diesbezügliche Anfragen werden immer wieder abgelehnt. Dabei ist es offensichtlich, dass es bei Profil- und Angebotsveränderungen der beruflichen Schulen im großen Stil auch zu „Personalbewegungen“ kommen muss, denn die Lehrkräfte im beruflichen Bereich sind ebenfalls weitaus stärker spezialisiert als in anderen Schulformen. In den Kollegien führt die Art und Weise dieses Vorgehens, das den Beschäftigten keinerlei Mitwirkung ermöglicht, verständlicherweise zu großer Verunsicherung.
Die Fachgruppe Berufliche Schulen im Bezirksverband Mittelhessen der GEW fordert eine Beteiligung aller Akteure bei der Neukonzeption der Berufsschulbildung in Hessen und insbesondere die Einbeziehung der Personalvertretungen.
Die Fachgruppe fordert einen transparenten und ergebnisoffenen Prozess mit allen Beteiligten, denn nur so ist ein Ergebnis zu erreichen, das Berufsschule zukunftsfähig macht.
Die Fachgruppe ruft die Kollegien der beruflichen Schulen, aber auch die Vertretungen der Wirtschaftsverbände und der Auszubildenden dazu auf, sich diesem Appell anzuschließen!
Für die Fachgruppe Berufliche Schulen Bezirksverband Mittelhessen Marburg, 30.01.2023
Susanne Nissen (Fachgruppensprecherin)

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